Plaque--Zahnstein--Parodontitis

 

Wer kennt nicht den Werbetrailer, wo das Kind mit verfärbten Zähnen vor dem Spiegel steht, weil es die Zähne nicht gründlich genug geputzt hat. Diese farbigen Flecken werden durch Tabletten, die den Zahnbelag oder Plaques verfärben, hervorgerufen. Der dünne Belag auf den Zähnen auch bei unseren Hunden besteht aus Bakterien, abgestossenen Maulschleimhautzellen, Speiseresten und  Speichelbestandteilen. Die nun raue Oberfläche wird nach wenigen Tagen durch Anlagerung von Mineralien aus dem Speichel verdickt und verhärtet. Es ist  dann zu einer Zahnsteinbildung gekommen, deren Zusammensetzung vorwiegend aus Kalziumphosphat besteht. So betrachtet ist eine tägliche Reinigung der Zähne zur Belagsentfernung nötig um den Zahnstein zu vermeiden. Unbehandelt nehmen diese Beläge im Laufe der Zeit deutlich zu und lagern sich auch unterhalb des Zahnfleisches an, was zu weiterführenden Schäden der Zähne führt.

Nun rennen unsere Hunde nicht nach jeder Mahlzeit gleich los, um sich die Zähne zu putzen, dieser Reinigungsvorgang wird normal durch Abrieb beim Fressen und bei ausreichendem Speichelfluß selbstständig erledigt. Z.B ist trockene Nahrung feuchter Nahrung vorzuziehen, auch geeignete Knochen helfen der Selbstreinigung. Der Speichel selbst spült die Zähne und vernichtet Bakterien.

Zahnstein findet man  meist an den Eckzähnen, den Reißzähnen und den Backenzähnen des Oberkiefers am Übergang zum Zahnfleisch und leider auch unter dem Zahnfleisch selbst. Dort bildet er Zahnfleischtaschen, in denen sich Futterreste  verstärkt ablagern können. Wie der Name schon andeutet, ist Zahnstein extrem hart und rau und zeigt eine grau-grünliche bis bräunliche Verfärbung.Mit den Zähnen ist er fest verbacken, wodurch er auch nur schwer zu entfernen ist. Dieser raue Belag ist natürlich der ideale Nährboden für Bakterien, die Zahnfleischentzündungen hervorrufen können und  für einen übelen Geruch aus dem Maul verantwortlich sind. Weitere Hinweise auf Zahnstein sind Zahnfleischbluten, auch Schmerzen beim Fressen. Spätfolgen können Zahnlockerung mit Zahnverlust sein, als Früherkennung wäre eine Röntgenkontrolle desKiefers vorzunehmen

Urheber Uwe Gille "Zahnstein bei einem Hund

Die Entfernung des Zahnsteines liegt meist in der Hand des Tierarztes, der auch über die notwendigen Instrumente und Geräte verfügt. Das wäre zum Einen eine Zahnsteinentfernungszange zum Ablösen der großen Zahnsteinteile. Dann  der Scaler um die Feinarbeiten  in den Zwischenräumen und unter der Zahnschleimhaut zu erledigen.Zu diesem Zweck gibt es 2 Instrumentenarten einmal mit dreieckigem Querschnitt (für die  Zahnkrone) und einmal mit einem halbrunden Querschnitt, um in die Schleimhauttasche ohne Verletzung einzudringen und dann unter Zug den Zahnstein von der Zahnwurzel zu entfernen. Zum zusätzlichen Reinigen wird eine  Spüllösung benutzt.

Natürlich kann man bei seinem Hund auch selbst den Zahnstein entfernen,wenn dieser dabei ruhig bleibt, denn Verletzungen am Zahnfleisch sind schmerzhaft und können in Folge der vorhandenen Bakterien zu Infektionen führen.Nicht zu verachten sind auch Eigenverletzungen an den Fingern. Da der Zahnstein extrem hart ist und sehr fest sitzt,müssen die Geräte recht scharf sein und somit ist eine erhöhte Verletzunggefahr gegeben. Auch gehört eine Portion Routine zu der oben beschriebenen Behandlung um wirklich gute Ergebnisse zu erzielen.

Eine weitere Behandlung gegen die vorhandenen Bakterien (nicht den Zahnstein) ist die Lasertherapie. Man appliziert einen Farbstoff für wenige Minuten in die Zahnfleischtasche und spült diese dann aus. Die Bakterien nehmen diesen Farbstoff auf, dieser wird dann durch die Laserbestahlung aktiviert  und führt dann zum Abtöten der Keime.

Bei der Ultraschallmethode wird ein Metallstift (Meißel) in hohe Schwingungen versetzt und durch die Berührung mit dem Zahnstein platzt dieser vom Zahn ab und wird anschliessend mit Wasser weggespült.Hier ist meist eine Kurznarkose erforderlich, da das Gerät unangenehme Geräusche erzeugt und ausserdem die Manipulationen im Maul des Tieres meist von Diesem nicht geduldet werden.

Erwähnen möchte ich eine Ultraschall-Zahnbürste (keine Schallbürste!), die in Kombination mit einer speziellen Zahncreme eine vielfältige Wirkung haben soll. Ob sich eine solche Anschaffung lohnt, kann der eigene Zahnarzt wohl besser beurteilen.

Die effektivste Methode zur Entfernung von Belägen und Zahnstein ist die Kombination von Ultraschall- und Handinstrumenten.

Die vom Zahnstein befreiten Zähne sollten anschliessend poliert werden, denn die sonst rauhe Oberfläche provoziert kurzfristig einen neuen Zahnsteinbelag. Da Hunde meist nicht wie wir über Zahnschmerzen klagen, ist eine simultane Zahnkontrolle unumgänglich, d.h Suche nach Zahnschäden, lockeren Zähne oder Parodontitis, auch eine Röntgenuntersuchung kann angebracht sein.

Bei starkem Zahnsteinbefall mit übermächtigen Bakterienabsiedelung unterhalb des Zahnfleisches kann es zum Zurückweichen der Kieferknochen und des Zahnfleisches kommen und es entsteht die Parodontitis, die langsam aber stetig den Zahnhalteapparat zerstört .Der Körper versucht nun aktiv gegen diese Entzündung vorzugehen ,dabei „fressen“ bestimmte Abwehrzellen (Makrophagen) die Eindringlinge auf. Dies führt zur Freisetzung von Giftstoffen(Toxinen), welche den Körper veranlassen knochenabbauende Zellen (Osteoklasten)um den Zahn herum zu aktivieren. So kommt es zur Lockerung und zum Verlust des Zahnes. Meist laufen diese Ereignisse schubweise ab und es kommt nicht selten zu allgemeinen Entzündungserscheinungen im ganzen Körper. Auch schwächt der stetige Kampf gegen die Erreger das Immunsystem des Tieres, was z.B. zu „rheumatischen“ Erkrankungen führen kann und den Einsatz von entzündungshemmenden Medikamenten und Antibiotika erforderlich machen. Nicht selten verändert sich das Verhalten des Hundes, der bei akuten Entzündungen Berührungen am Kopf nicht mehr duldet und sich auch sonst zurückzieht.

An dieser Stelle sollte unbedingt betont werden, dass gerade die tiefgreifenden Enzündungen von einem Laien schwer zu erkennen und zu beurteilen sind, denn sie verstecken sich hinter dem Zahnfleisch und können gravierende Folgen haben.

Der Tierarzt benutzt meist eine Sonde (markiertes Häkchen) um zu erkunden wie tief eine solche entzündete Zahnfleischtasche ausgebildet ist und ob schon Eiteransammlungen zu finden sind. Nicht selten erlebt man hier Überraschungen und landet unverhofft in der Nasenhöhle.

Also sinnvolle Zahnkontrolle bei Parodontitisverdacht besteht aus Sondierung und Röntgenkontrolle.

Daher sollte immer ein Tierarzt zu Rate gezogen werden, wenn es zu wiederkehrenden  

Zahnfleischschmerzen,

Rötungen,Schwellungen,Eiterungen

Mundgeruch

Zahnfleischschwund (man hat den Eindruck die Zähne würden größer)

Zahnlockerung kommt

Wichtig: Zahnsteinbefall allein bewirkt keine Parodontitis

Als Vorbeugung ist die konsequente Zahnreinigung zu sehen.Diese erfolgt mit einer Zahnbürste und spezieller Hundezahncreme. Es gibt Doppelkopfzahnbürsten oder auch Fingerzahnbürsten um den Hund an die Zahnputztechnik zu gewöhnen. Ein erfolgreiches Zähneputzen kann man an einer weißglänzenden Zahnoberfläche ohne Flecken erkennen.Mit dem Fingernagel,den man über den Zahn streicht, kann man noch vorhandene Beläge feststellen. Von der tägliche Reinigung kann man auf einen größeren Intervall übergehen, wenn  keine Entzündungszeichen an der Zahnschleimhaut festzustellen sind.  Zahnwachs, was auf den gereinigten Zahn verteilt wird , soll die Plaque-Bildung verzögern. Futter was den mechanischen Abrieb an den Zähnen fördert, ist natürlich vorteilhaft. Süssigkeiten und zuckerhaltiges Futter sollte vermieden werden, da Zucker die bakteriellen Plaques fördert und damit die Zahnsteinbildung.

 

 

geschrieben Wolfgang Kirst

Bilderquellen: Ultraschallspitze, Dez 2007  Rosario vanTulpe

                           Dental Scaler 23.4.2006,Horagayato