Tetanus beim Hund

Definition:

Tetanus- Wundstarrkrampf- ist eine akute, teils subakute schwere Infektionskrankheit. Den äusserst widerstandsfähigen Erreger nennt man Clostridium tetani, ein Erreger, der sich im Gewebe streng anaerob, also unter Sauerstoffmangel, stark vermehrt. Die Sporen treten im Strassenstaub, in überdüngten Feldern und im Kot auf, dort sind sie für mehrere Jahre in der Natur lebensfähig. Diese Sporen sind mit Desinfektionsmitteln oder mässiger Hitze nicht zu zerstören, im Gegensatz zu Clostridium tetani. Über verschmutzte Wunden, selbst kleinste Hautschädigungen, über Mischinfektionen mit Staphylokokken oder potentielle Eintrittsöffnungen, z.B. Zahnfleischtaschen, Darm und die Gebärmutter, kommt es zur Infektion. Durch die Keimvermehrung werden Gifte an den Organismus abgegeben.Es handelt sich um Exotoxine, konkret Neurotoxine, die auf bestimmte Nervenstrukturen Einfluß nehmen. Eigentlich sind Hunde recht unempfindlich für das Toxin, nur wenn sie erkranken, wird es für sie lebensbedrohlich (25-40% der erkrankten Hunde überleben nicht)                                                                                                                                                                                                             D Die Infektion führt anfangs zu grippeähnlichen Beschwerden und allgemeines Unwohlsein. Weitere Symptome fallen schon eher auf, der Hund zeigt einen steifen Gang, im Stehen eine Sägebockhaltung und Verkrampfungen der Streckmuskulatur. Berührungen, laute Geräusche verstärken die Probleme. Da die Nervenschädigung abhängig vom Eintrittsort ist, kann es z.B bei einer Zahnverletzung im Kopfbereich zu Verkrampfungen führen. Man findet dann eine mimische Muskulatur, bei der man eine Stirnfältelung mit Annäherung der Ohransätze bzw der Ohrspitzen. Die Lidspalten sind verengt, oft Nickhautvorfall, starrer Blick. Die Lefzen sind nach hinten gezogen, was einem verkrampften Grinsen ähnelt. Beim Menschen nennt man es Risus sardonicus (Teufelsgrinsen). Auch die Kau- bzw. Schluckmuskeln sind behindert, das passive Öffnen des Maules ist so gut wie unmöglich, (bei Tollwut findet man eine Kieferlähmung also keine Sperre), also Schwierigkeit bei Fressen und Saufen. Es gibt noch reichlich Folgeschäden vor allem das Herz-und Lungensystem betreffend. Auch daran denken, dass nicht alle Erscheinungen zutreffen müssen, so ist folgendes äusserst wichtig!

WICHTIG! Auch für einen Laien sichtbar. Stirnfalten mit Hochziehen der Ohransätzen bzw. Ohrspitzen, verkrampftes Grinsen (Teufelsgrinsen) Sägebockstellung (Cave Magendrehung)                                                                                                                                                                                                                                                  

 

  <--    Hier sieht man die deutlichen Stirnfalten, das Hochziehen der  Ohransätze, die verengten Lidspalten und die sichtbare Nickhaut.                                                                                                                     

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Therapie: Hochdosierte Penicillingabe,evtl Umspritzung der Wunde, evtl Tetanusantiseren i.v. mit vorheriger Testung. Je nach Schwere der Erkrankung Infusionen, Sedierung, man muß sich meist auf eine längere  Behandlung einstellen.

Prognose: In schweren Fällen ist die Prognose ungewiss.Die Behandlungsdauer liegt bei 3-4 Wochen (wichtig ist das Überleben der ersten bis zweiten Woche)

Da Hunde extrem selten an Tetanus erkranken, schlägt die Impfkomission eine Routineimpfung für den Hund nicht vor.

 

Da das Auftreten dieser Erkrankung dramatisch, ja tödlich enden kann, sollte man die Gelegenheit nutzen, solch ein Ereignis zu dokumentieren. Denn je früher die Erkrankung erkannt wird um so größer sind die Überlebenschancen für den Hund.

 

 

                                                                                           Zusätzlich handelt es sich um ein Ereignis, das wenn man es einmal gesehen hat,nie mehr vergisst!

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                                                                           Die Geschichte von"ACTION A KIND OF MAGIC"

 

                                                                                                                                                                    

 

Die Züchterin, Frau Daniela Zevens hat mir freundlicher Weise die Geschichte von "Action A kind of Magic" aus ihrem Zwinger " Eldenberry" überlassen, die ich hier etwas gestrafft wiedergebe. Mit Bildern und Videos wird das Ereignis abgerundet.

                                         " Alles beginnt mit einem sehr unkomplizierten Wurf, der offenherzige und lustige Welpen hat. Der Wurf wird von uns wie gewohnt aufgezogen. Ab der 5./6. Lebenswoche werden die Welpen - wie immer - mit der Außenwelt konfrontiert. Alles verläuft problemlos. Der Zuchtwart nimmt den Wurf in der 8. Woche ab und unsere "ACTION", die wir erst für uns ausgesucht hatten, uns dann aber doch für "BUTTERFLY" entschieden haben, muss noch ein wenig bei uns bleiben. Sie erhält die normalen Impfungen und wird für die "Ausfuhr" für Schweden vorbereitet. Auch dieses verläuft ohne weitere Auffälligkeiten. Kurz nach dem 16.09.2016 waren wir mit "ACTION" spazieren gewesen. Einige Tage später, fällt "ACTION" etwas "angespannt" auf. Als wenn alle Muskeln im Gesicht und in der Rückenpartie verspannt wären. Weiterhin beginnt ein Abhusten. Eine Erkältung im Zahnwechsel ist der erste Gedanke von uns. Die Körpertemperatur erhöht sich, die Muskeln werden fester, so sind wir doch in die Tier-Klinik gefahren. Eine junge Ärztin führt die Untersuchung durch. Für uns nichts Ungewöhnliches. Wir haben auch keine weiteren Symptome bei "ACTION" festgestellt. Beim Herausfahren aus der Ausfahrt ist mir eine gut bekannte Ärztin entgegen gekommen, die sich nach meinem Grund des Besuches erkundigt hat. Die junge Ärztin erzählte ihr die Symptome und sofort liess die bekannte Ärztin mich zurückholen mit den Worten: dies ist ein Tetanus-Fall. "Wir müssen schnell handeln, sonst stirbt der Hund". Der Verdacht "Tetanus" wird beim Anblick des Hundes bestätigt. Vor uns sollten viele Tage des Bangens und Hoffens - eine Höllentour liegen - für uns unvorstellbar. Aber die Tierärzte behielten Recht. "ACTION" bekommt ein Pferdeserum, auf welches sie Gott sei Dank keine Allergie zeigte. Sie erhält Valium in vielen Ampullen, Antibiotikum in Mengen, und für den Flüssigkeitshaushalt mehrere Infusionen. So werden wir dann 6 Stunden später nach Hause entlassen: Mit einem Hund, der augenscheinlich angespannt war, aber laufen konnte. Temperatur und alle anderen Symptome sind unauffällig geworden.

Am nächsten Tag nimmt das angespannte Gesicht von "ACTION" weiter zu - sie beginnt zu "lächeln". Die Ohrenansätze stehen sich immer näher und näher. Das Laufen fällt ihr sichtlich schwerer. Auch mit dem Essen klappt es nicht mehr ganz so einfach, da die Schnauze kaum noch geöffnet werden kann. Am Abend ist es dann soweit. "ACTION" kann nicht mehr laufen. Sie ist komplett steiff. Wie ein Brett liegt sie in meinen Armen. Sie wird von uns wie ein Stofftier abgestellt, die Beine werden zueinander ausbalanciert, damit sie stehen kann und das fällt der kleinen Maus schon sichtlich schwer. In den nächsten Tagen verschlimmert sich der Zustand immer mehr und mehr. Die Krämpfe, das Treten in die Luft und das Zappeln mit der vorderen Körperhälfte nehmen stetig zu. Wir sitzen daneben, können sie nur beruhigen, Valium geben und Abwarten. Alle zwei Tage fahren wir in die Tierklinik in der Hoffnung die Worte: "Jetzt seid Ihr auf dem Weg zur Besserung" zu hören. Aber nichts dergleichen. Immer wieder die Worte: "Ihr müsst Durchhalten. Die Chancen sind 50:50" Wir sehen das kleine blaue Mädchen und unser Herz wird immer schwerer. Nun kann sie schon seit über 10 Tagen nicht mehr laufen. Wie lange soll das noch anhalten? Wann kommt denn endlich ein Zeichen in welche Richtung es mit uns und "ACTION" geht? Am 02.10. haben wir das subjektive Gefühl, dass ihr das Essen leichter fällt. Wir haben sie - ausserhalb der Krämpfe - massiert. Wir versuchen jeden Tag die Bewegungen des Gehens im Garten durchzuführen. Passen wir nicht auf, so fällt sie wie ein nasser Sack gleich hin.. Nach vorne weg und dort kann sie sich nicht korrigieren oder auffangen.

                                                                                                                                                          

          

Sie hat nun schon das 2. Mal das Pferdeserum erhalten. Die unzähligen Tagesdosen von Valium sind unbeschreibbar aber lebensrettend. Am 03. Oktober ist der Vortrag der Landesgruppe Rheinland, an dem wir beide teilnehmen möchten. Aber was soll mit "ACTION" passieren? Sie braucht doch die Aufsicht und die Führsorge. Da Tetanus nicht ansteckend ist, entscheiden wir uns "ACTION" einfach mitzunehmen. Die kleine Box wird eingepackt. In der liegt sie tagsüber so gerne und beobachtet die anderen Hunde. Als ich "ACTION" aus dem Auto hole, passiert für uns etwas Unglaubliches: "ACTION" versucht einen kleinen Schritt zu gehen. Mit unserer Unterstützung und ganz langsam gelingen uns 5 Meter! Für uns unfassbar. Seit dem Tag erholt sich Action immer mehr und mehr. Erst kann sie sich hinten wieder besser halten, dann vorne. Das Gesicht entspannt immer mehr und mehr. Täglich ein wenig - aber stetig.

                                                  

Für uns ein Wunder. Wir sehen, wie "ACTION" sich wieder zurück ins Leben kämpft. Von diesem Tag an können wir täglich kleine positive Schritte beobachten. Die kleine Maus kämpft und sie ist dabei so positiv und sogar spielfreudig. "ZET" legt sich immer zu ihr und spielt im Liegen mit ihr. Die Halbstarken aus dem B-Wurf nehmen sie in die Mitte und gehen langsam im Garten mit ihr. "ACTION" ist die gesamte Zeit im Rudel voll integriert. Wir sind uns Heute sicher, das hat ihr sehr, sehr gut getan."

                                                                                                         

 

Ich finde diese Geschichte erwähnenswert, da man deutlich sieht, das selbst Bagatellverletzungen zu fast aussichtslosen Erkrankungen führen können. Aber auch zeigt wie unendliche  Zuneigung, Geduld, Ausdauer, Hoffnung und natürlich auch Wissen zur Heilung führt.

 

                                          

 

W.Kirst Dezember 2016