„Tabletten teilen“

........das soll ein interessantes Thema sein? Das fand ich, selbst als Mediziner bis vor einigen Jahren langweilig und uninteressant. Diese mehr oder weniger kleinen , bunten Gebilde, „Smarties“ durchbrechen, runterschlucken und gut ist es!

 

Was sind eigentlich Tabletten?

Es ist eine Art von Arznei, die aus Pulver oder Granulat unter hohem Druck zusammengepresst wird. Häufig werden zu dem eigentlichen Wirkstoff noch Hilfsstoffe untergemischt.

Das können Substanzen sein, die zur Stabilisierung der Tablette nötig sind, weil z.B. der Wirkstoff auf Grund seiner physikalischen und chemischen Eigenschaften  nicht fest zusammenhält. Kochsalz z.B. könnte man ohne Zusatz in Tablettenform pressen. Wenn die Arzneimenge sehr gering ist, werden Füllmittel nötig um die Tablette zu vergrößern. Glucose, Stärke (Mais-Kartoffelstärke) Saccharose gehören zu dieser Gruppe.

Dann wäre die Gruppe der Bindemittel, die für die Festigkeit Sorge tragen. Genau das Gegenteil wird manchal auch gefordert, nämlich der gesteuerte Zerfall der Tablette. Dazu gehören die Brausetabletten, oder auch Tabletten, die sich einfach im Darm erst auflösen oder schon gleich im Wasserglas zerfallen. Diese Substanzen werden lustiger Weise Sprengmittel genannt.

Trenn- und Gleitmittel sind für die maschinelle Produktion nötig, um diese reibungslos und mit hoher Geschwindigkeit absolvieren zu können. Sie haben mit der Wirkung der Tablette eigentlich nichts zu tun.

Nun hat man ein Produkt welches klein, kompakt und gut zu verpacken ist. Keine Probleme bei der Einnahme macht. Die Wirkstoffmenge kann genau dosiert werden und nicht zu vergessen, es kann billig und in großen Mengen maschinell hergestellt werden

Manche Tabletten werden mit einer Schicht aus Zucker oder mit einer Art Film überzogen. Diese Tabletten werden dann Dragees oder Filmtabletten genannt. Der Überzug dient dazu z.B. den Geruch oder den Geschmack der eigentlichen Tablette zu überdecken, auch können die Schluckeigenschaften verbessert werden. Weiterhin zum Schutz gegen äussere Einflüße wie auch zum Schutz der Umgebung, z.B. bei Krebs- oder genverändernden Präparaten, diese sollen z.B. nicht von Schwangeren angefasst werden. Meist dient der Überzug zum Schutz gegen Magensäure oder man möchte die Geschwindigkeit der Arzneifreisetzung verändern. Diese Tabletten lösen sich z.B. erst im Darm auf und geben dort ihren Wirkstoff frei und das evtl auch noch verzögert. Eine weitere Variante sind Manteltabletten, diese haben im äusseren Bereich(Mantel) schnell wirkende Substanzen und im Kernbereich dann den eigentlichen Wirkstoff. Der Präparatename deutet oft auf das Wirkprinzip mit „SL“, „ID“ oder „Depot“ hin.

Nun ist die Pharmindustrie ja erfinderisch und bringt auch andere Tabletten auf den Markt. Für Patienten, die schlecht schlucken können oder wo keine Flüssigkeit zum Nachtrinken vorhanden ist, gibt es sogenannte Schmelztabletten, diese lösen sich in wenigen Sekunden im Mund auf und können daher sehr schnell ihre Wirkung zeigen, da die Wirkstoffe schon über die Mundschleimhaut aufgenommen werden. Der Name Schmelztabletten ist irreführend, erstens schmelzen sie nicht, sondern sie lösen sich im Mund auf, zweitens sind sie nicht gepresst, sondern wurden gefriergetrocknet verpackt. Allerdings hat diese Variante auch ihren Preis.

Eine weitere Möglichkeit  Arzneimittel exakt zu verabreichen, ist die Kapsel. Diese besteht aus einer Hülle meist aus Gelatine, seltener aus Stärke. Auch hier kann ein Überzug das Einwirken von Magensäure verhindern,

so dass die Wirksubstanzen erst im Darm freigesetzt werden. In den Hartgelatine- Kapseln (auf der Abbildung :blau),die aus zwei ineinander steckbaren Teilen bestehen,  findet man feste Bestandteile wie Pulver, Granulat, Pellets oder Mikrokapseln. Pasten und Flüssigkeiten (keine wässrigen) werden in Weichgelatinekapseln (auf der Abbildung : rot) verarbeitet, die eine weiche geschlossene Hülle besitzen.Diese Kapseln gibt es auch zur rektalen und vaginalen Anwendung.

Unter dem Begriff  Mikrokapseln kann man sich kleine, winzige Wirkstoffmengen (fest oder flüssig) vorstellen, die mit einem Mantel aus Gelatine umgeben sind und diese werden dann in den eigentlichen Kapseln eingelagert.Der Sinn liegt in der Verarbeitung,auch chemisch sich störende Arzneimittel können so miteinander vermischt  werden und widerum ist die kontrollierte Aufnahme zu erwähnen

Nun zeigen Tabletten und Kapseln unterschiedliche äussere Merkmale, auf die ich kurz noch eingehen will. Da ist zunächst mal die Form, rund, oval, länglich, oben und unten gewölbt mit oder ohne Kerbe, mit oder ohne Beschriftung  (Prägung)und unterschiedlicher Farbgebung. Die Form ist meist der besseren Einnahme gewidmet, auch die Farbe spielt eine Rolle, weniger bei unseren Hunden, sondern  bei uns Menschen. Man stelle sich eine pechschwarze oder grellrote Kopfschmerztablette vor! Die Beschriftung oder Prägung dient zur Identifikation, ebenso manche Kerben.Man nennt sie Schmuckkerben, da sie nicht wie die Bruchkerben zum Zerteilen gedacht sind

Wenn man nun mal die einzelnen Darreichungsformen  betrachtet, kann man eigentlich sehr schnell erkennen,welche teilbar oder zerlegbar sind und welche nicht.

Statistisch gesehen teilen 25 % der Patienten ihre Tabletten ohne sich über die Folgen für Mensch und Tier im Klaren zu sein. Positiv betrachtet, kann man bei richtiger Teilung durchaus Geld sparen, aber falsch angewendet, wird das Medikament wirkungslos oder nicht selten gefährlich.

Ob eine Aufteilung möglich ist, steht meist auf den Beipackzetteln!

 Normale Tabletten ohne „echte“ Bruchkerbe, mit Überzug (Dragees), Manteltabletten (SL,ID,Depot), Weichkapseln und Steckbare Kapseln dürfen nicht geteilt werden.

Viele unserer Lieblinge sind Tabletten-Muffel, sie fressen die Leberwurst und spucken uns die Tabletten vor die Füsse. Was können wir jetzt machen? Klar wir zerstampfen, zermörsern und pulverisieren die Tabletten und streuen es auf das Futter. Ob wir diese Möglichkeit haben, kann uns nur der Apotheker oder Tierarzt mitteilen, da es ja auf den inneren Aufbau der Darreichungsform ankommt

Hartgelatinekapseln ohne Schutzschicht oder Verklebungen dürfen geöffnet werden und über das Futter vollständig verteilt werden. Also nicht das Pulver aufteilen (portionieren)!

Tabletten mit „echten“ Bruchkerben dürfen natürlich geteilt werden.

 

Zum Schluss noch ein kleiner wichtiger rechtlicher Hinweis:

Wer Tabletten zerkleinert und mit einer anderen zerkleinerten Tablette mischt stellt rechtlich ein neues Medikament her, welches evtl eine ganz andere Wirkung zeigen kann.

 

Ich hoffe, Sie sehen jetzt die Zerteilung von Tabletten und Kapseln in einem anderen Licht und können daraus für sich und vor allem für Ihren Hund  Nutzen ziehen

 

 

geschrieben: Wolfgang Kirst