Cauda equina-Syndrom    =     CES

(Bilder werden in Kürze noch nachgeliefert, muß erst die Erlaubnis der Besitzer haben)

 

Das Cauda equina-Syndrom ist eine Erkrankung,die sich durch neurologische Störungen der Nerven im Bereich der Lendenwirbelsäule und Kreuzbeinwirbel bemerkbar macht. Der Begriff Cauda equina wird aus dem Lateinischen hergeleitet und bedeutet Pferdeschweif( Cauda = Schwanz, Schweif und Equus = Pferd). Diese bildhafte Bezeichnung rührt von der Anatomie der hinteren LWS und und der dort abgehenden Nervenbahnen.Die Nerven laufen über eine gewisse Strecke im Wirbelkanal und treten dann symmetrisch rechts und links durch die Nervenwurzellöcher aus. Von dort zu den Muskeln der Hinterläufe und zum Schwanz. Blase und After werden ebenfalls von diesen Nerven versorgt

 

Was ist bzw führt zu einem Cauda equina-Syndrom?

 

Ein Cauda equina-Syndrom ist grundsätzlich immer eine Kompression der beteiligten Nervenfasern und der dazugehörigen Blutgefäße. (LANG et al.

1992, MORGAN et al. 1993, DE RISIO et al. 2000) Diese Stenosen können vielfältiger Natur sein

  1. Angeborene Fehlformen (z.B. eingeengter Wirbelkanal, Wirbelfehl- entwicklung)
  2. Tumoren,Wirbelbrüche, Infektionen
  3. Bandscheibenvorfall (Diskusprolaps)
  4. Verschleißbedingte Veränderungen (1)

 

In unserer Betrachtung steht vor allem die degenerative Veränderung (Punkt 4)

Die Schlüsselrolle scheint der Bandscheibenverschleiß (- degeneration) am Übergang der Lendenwirbelsäule zum Kreuzbein zu spielen. Ob es sich hierbei um eine direkte Schädigung der Bandscheibe handelt oder ob mehrere Faktoren zu dieser Schädigung führen, ist noch nicht völlig geklärt. (2)

Zum Einen sollen genetische Schäden zu einer Degeneration der Bandscheibe führen. Andererseits soll die Mangelernährung durch  unzureichenden Blutabfluß oder Blutzufuhr den Alterungsprozess beeinflussen. Weiterhin diskutiert man erhöhte mechanische Belastungen, die ,verbunden mit Schwellungen,Entzündungen, zu einer Einengung führen. Daher sollte man sich die enormen Belastungen beim Hundesport und vor allem die Steilwand (nicht die Schrägwand)mal kritisch ansehen. Dies könnte m.E. die Spitzenposition dieser Erkrankung von Schäferhunden erklären. Man findet allerdings gerade beim Schäferhund schon in früher Jugend erhebliche degenerative Bandscheibenschäden.

 Bei uns Zweibeinern gibt es in dieser Region Instabilitäten die anlagebedingt sind, sogenannte Übergangswirbel, bzw durch Verschmälerung (Verschleiß) der Bandscheiben hervorgerufen werden. Auch solche Veränderungen können beim Hund neurolog. Schäden verursachen. Übergangswirbel,was ist das denn? Es ist eine Laune der Natur,die z.B.einen Lendenwirbel knöchern fest mit dem ersten Kreuzbeinwirbel verwächst oder zwischen dem 1. und 2. Kreuzbeinwirbel findet sich eine Bandscheibe.

Die Degenerationen der Wirbelkörper, mit ihren knöchernen Ausziehungen der Deck- und Grundplatten führen zu einer zunehmenden Versteifung der Wirbelsäule, woraufhin die nachfolgende Bandscheibe massiv belastet wird und ebenfalls dem vorzeitigen Verschleiß anheim fällt. Auch die Wirbelgelenke lagern Knochenfragmente an, ebenso werden Knorpelfragmente von den Wirbelkörpern als Folge von Wachstumsstörungen ausgestossen (Osteochondrosis dissecans).Dies führt  zu Verengungen des Wirbekanales.

Hier sei nochmals darauf hingewiesen, dass trotz vieler Vermutungen ein eindeutiger genetischer Nachweis nicht zu finden ist.

Bitte sich auch hier mal informieren:

http://www.doggenallerlei.de/spondylose-und-spondylarthrose.html

 

DIAGNOSE:

Auffällig ist die Häufigkeit des CES bei Rüden (3)

Je nach Lokalisation und Stärke der Kompression kommt es zu unterschiedlichen neurologischen Ereignissen.Diese zeigen sich in Gefühlsstörungen, Muskelschwächen bzw –lähmungen, Blasen und Anusschwächen. Vereinfacht ausgedrückt, es kann zu Taubheit der Hinterläufe, zu Lähmungen auch des Schwanzes und zu unkontrolliertem Kot und Urinabgang kommen. Dies ist durchaus von unterschiedlicher Ausprägung zu finden.

Was man immer findet ist ein ausgeprägter Druckschmerz und eine Überempfindlichkeit am Übergang zum Kreuzbein.

 

Hier sollte unbedingt ein neurologisch ausgebildeter Tierarzt hinzugezogen werden.

Auch durch diese Konsultation kann nur der Verdacht eines Cauda equina-Syndroms geäussert werden. Zu  Diagnosesicherung sind bildgebende Informationen erforderlich

  1. Konventionelles Röntgen
  2. Kontraströntgen (Myelographie)
  3. Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT)

Manchmal sind auch Aufnahmen mit extremer Verbiegung der Wirbelsäule nötig, sog. Streßaufnahmen, daher sollte bei solchen Untersuchungen eine Sedierung oder Narkose eingeplant sein.

Bei diesen erhobenen Befunden sollte man auf keinen Fall die klinischen Beschwerden aus den Augen verlieren, denn nicht selten finden sich im CT oder MRT gravierende Ergebnisse, die aber klinisch nicht darstellbar sind

 

Eine CT ist zur Darstellung von knöchernen Strukturen vorgesehen, aber unter manchen Voraussetzungen kann auch über bestimmte Weichteile Auskunft erlangt werden, vor allem wenn ein Kontrastmittel zur Untersuchung eingesetzt wird.

Eine MRT liefert hervorragende Weichteilgewebebilder und zeigt daher seine Vorteile bei der Begutachtung von Bandscheiben und Nerven.Hier werden auch im Gegensatz zur CT keine Röntgenstrahlen benutzt. Ich sehe bei der MRT zusätzlich auch die Ausprägung der Bandscheibendegeneration, der Nervenschädigung, evtl Tumoren oder Entzündungen mit Schwellungen.

 

Also jede Verengung des Wirbelkanales am lumbosakralen Übergang kann die Ursache für eine Cauda equina Erkrankung sein, MUSS ES ABER NICHT

THERAPIE:

Hier kommt es auf die vorhandenen Störungen und die gesicherte Diagnose an.Man unterscheidet zwischen konservativer (Medikamente, physikal.Therapie, Schonung usw) und operativer Therapie.

Zunächst wird wohl die Schonung des Tieres im Vordergrund stehen unterstützt duch Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamenten bis hin zum Cortison.Sind die Beschwerden nicht stark ausgeprägt ist auch eine Therapie mit Blick in die Homöopathie erlaubt.Allerdings bei starken bis sehr starken Erscheinungen sollte schon massiv vorgegangen werden, damit dem Tier nicht unnötige Schmerzen zugemutet werden.Weiterhin sollte man mit seinem TA genaustens über die auslösende Ursache des CES sprechen.Denn bösartige Tumoren oder komplizierte Wirbelbrüche sind meist nicht zu lindern, geschweige denn zu heilen.Wenn jetzt durch die konservative Therapie eine Linderung zu erreichen ist (meist ein gutes Zeichen), muß die Belastbarkeit der Wirbelsäule getestet werden.Tritt wieder im täglichen Leben (Ich spreche hier nicht von Agility oder Schutzhunde-tätigkeit) eine Beschwerdeverstärkung auf, muß die Entscheidgung getroffen werden, zwischen Schonung des Tieres mit konservativer Behandlung oder operatives Vorgehen oder  der harte Weg der Euthanasie..

Das operative Vorgehen zwingt den Hundebesitzer und Tierarzt in eine erstklassige Diagnostik mit MRT usw. da die genaue Lokalisation, z.B. eines Bandscheibenvorfalles unumgänglich ist.

Bei solchen Eingriffen wird eine Entlastung der Nervenstrukturen gewollt, meist wird der Wirbelkanal von oben geöffnet (Laminektomie) und z.B. durch Beiseitehalten, die darunter vorquellende Bandscheibe teilweise entfernt, so dass kein Druck mehr auf die Nerven  ausgeübt wird.Bei Verengung der seitlichen Nervenlöcher wird halt von der Seite sich an den Übeltäter herangearbeitet.Natürlich kann man bei diesem Eingriff auch Knochennasen oder Knochen-Knorpelstücke, wie auch Tumoren entfernen.

Die Erfolgschancen liegen eigentlich mit 70-80% sehr günstig und sind bei Hunden ohne schwere degenerative Veränderungen am günstigsten. Lähmungen mindern leider die erfolgreichen Ergebnisse. Manchmal kommt es trotz korrekter Operationstechnik zu erneuten Problemen.Dies versucht man mit der Zunahme der Verschleisserscheinungen oder mit einer unkontrollierbaren Narbenbildung zu erklären.

Es gibt noch eine weitere operative Möglichkeit: nämlich eine Versteifungsoperation.Mittels Metall-Implantate wird der hypermobile (überbewegliche) Abschnitt stabilisiert, so dass wiederkehrende Reizungen unmöglich sind.Das Problem dieser Operation liegt in der geringen Erfahrung der Operateure und in den enormen Belastungen die diese Implantate aushalten müssen.So kommt es nicht selten zu Lockerungen bzw Ausreissen.

Vorbeugung:

Sinnvoll wäre sicherlich anlässlich anderer Röntgenuntersuchungen diese Teil der Wirbelsäule mitzuröntgen, vor allem wenn diese Hunde später zu körperlichenMehrbelastungen benutzt werden sollen.Wie oben schon erklärt gibt es Übergangswirbel, die einen Hinweis für spätere Probleme geben kann, ebenso diese Wachstumsstörungen – Osteochondrosis dissecans-. Selbst wenn diese Untersuchungen unauffällig sind, kann  der Hund an einem CES erkranken.Ob  diese Erkrankung einen Erbgang zeigt , dürfte  äusserst schwierig zu erforschen sein, bis dahin sollte man sein Tier nicht überfordern und es genau beobachten.

 

(1) INDRIERI 1988,

MORGAN und BAILEY 1990, LANG 1993, DAMUR-DJURIC et al. 2006, FLÜCKIGER et al. 2006) (OLIVER et al. 1978, TARVIN und PRATA 1980, DENNY et al.

1982, LEIGHTON 1983, PARKER 1983, SLOCUM und DEVINE 1986, CHAMBERS et al.

1988, WATT 1991, PALMER und CHAMBERS 1991a,

(2) GYSLING 1984, HAGEN 1990, SEILER et al. 2002, TIPOLD et al. 2005, BENNINGER et al. 2006

(3) TIPOLD et al. 2005, FLÜCKIGER et al. 2006

 

Dezember 2013

Wolfgang Kirst