Wobbler-Syndrom

Mit „Wobbeln“ bezeichnet man den unsicheren (ataktischen) Bewegungsablauf eines Hundes (wobbeln = altdtsch wackeln). Ein Wobblersyndrom ist eine Verknüpfung von verschiedenen Erkrankungen und Veränderungen im Bereich der Halswirbelsäule bei Tieren.

Es tritt vor allem bei Pferden und Hunden auf.

Die Ursache kann viefältig sein, daher werden für diese Erkrankung auch viele Synonymebenutzt: Spondylolisthesis zervicale (Halswirbelsäulengleiten), Wirbelsäuleninstabilität, zervikale Malformation, zervicale Malartikulation (schlechte Form/ schlechte Gelenkverbindung (JAGGY und LANG 1986; LAUTERSACK 2002;PENDERIS und DENNIS 2004; DA COSTA et al. 2006; VERNAU 2006; DICKINSON2007).) usw.

Gemeinsam ist eine Veränderung der unteren Halswirbelkörper und der Bandscheiben, verbunden mit einer Kompression des Rückenmarkes.

Wie es genau zu diesen krankhaften Veränderungen kommt, ist bis heute nicht geklärt, man vermutet jedoch neben einer genetische Prädisposition (JAGGY und LANG 1986) zusätzlich Faktoren wie Wirbelmissbildungen mit Wirbelkanalstenose, Verdickung der Wirbelgelenkbänder, auch Veränderungen an Bandscheibe und Gelenkkapsel.
Bei großwüchsigen jungen Hunden, wie z.B. der Deutsche Dogge,aber auch beim älteren Dobermann tritt dieses Wobblersyndom gehäuft auf (JAGGY und LANG 1986; DA COSTA et al. 2006). VERNAU (2006) belegte, dass männliche Tiere häufiger betroffen seien als weibliche. Bei der Deutsche Doggen war die vermehrte Kompression auf das Rückenmark meist bedingt durch die Formveränderung des Wirbels, kombiniert mit einer schlechten Wirbelgelenkverbindung.Massive Verschleißerscheinungen sind meist beteiligt, aber auch Tumore und Abszesse. Interessant ist auch, dass gerade für unsere Doggen Schnellwüchsigkeit und Fehlernährung begünstigende Faktoren sind: Bei Doggen wurde ein Zusammenhang mit einer zu hohen Kalziumversorgung nachgewiesen (Hazewinkel, H.A. et al.: Influences of chronical calcium excess on the sceletal developement of growing great danes. J. Am. Anim. Hosp. Assoc. 21/1985, S. 377-391.)

Es kommt durch diese Irritation und spätere Kompression des Rückenmarkes zu einer cervicalen Spinalkanalstenose. Diese kann von unbeweglicher (statischer) Natur wie auch von bewegungsabhängiger (dynamischer) Natur sein.

Die Erkrankung mit ihren vielfältigen klinischen Bildern verläuft progressiv und schleichend mit Verschlimmerung der Symptome über Monate und Jahre, so dass der Hundebesitzer dies zunächst kaum wahrnimmt. Nur ein geringer Prozentsatz der Tiere wird schlagartig von einer Para- oder Tetraplegie (Querschnittslähmung) heimgesucht .Wichtig ist auch welche Bahnen im Rückenmark komprimiert werden - sensible oder motorische - da dies für die Bewegung des Tieres von entscheidenter Bedeutung ist.

DieAtaxie äußert sich in unkontrollierten und überschüssigen Bewegungen. Sie ist eine Störung der Bewegungskoordination und Haltungsinnervation.

Das Aufstehen wird schwierig, der Gang ist unsicher, die Pfoten schleifen mit den Krallen über den Boden, wodurch diese an der Oberseite verstärkt abgenutzt werden, breitbeiniges Standbild, Richtungswechsel wie Slalom oder im Kreis laufen ist für den Hund problematisch. Schmerzen bei der Halsbewegung muß nicht immer vorhanden sein, kann aber oft auch der einzige Hinweis sein.

Da es sich meist um neurologische Ausfälle handelt, sollte ein in diesem Fachbereich geschulter Tierarzt die 2. Anlaufstation nach dem Haustierarzt sein. Dieser führt eine eingehende Untersuchung mit Haltungs- und Stellungsversuchen durch, weiterhin Reflexuntersuchungen. Als weiteres diagnostisches Mittel ist die Röntgenuntersuchung obligat. Fast immer mit einer Kurznarkose kombiniert, da sogenannte Stressaufnahmen (extrem gebeugter und überstreckter Hals) mit Kontrastmittel, das zuvor in den Wirbelkanal gespritzt wird, angefertigt werden.Zur weitern Präzisierung können CT und MRT eingesetzt werden. Hier sollte man bedenken, dass diese Geräte nicht überall verfügbar sind und eine solche Untersuchung mit hohen Kosten verbunden ist.

Therapeutisch ist in den meisten Fällen das operative Vorgehen beim Wobblersyndrom notwendig, vor allem bei den schweren Verläufen.Nun ist ein solcher Eingriff nur in erfahrenen Händen ratsam und trotz allem nicht ohne Risiko. Daher sollte man bei den leichteren Erkrankungsformen, die keine Progredienz zeigen, einen konservativen Versuch wagen.

- Ruhigstellung so weit wie möglich: kein Halsband dafür Brustgeschirr,kein Toben, kein Springen.

- Bei Doggen im Wachstum die Calcium-Zufuhr bilanzieren.

- Bei Schmerzschüben entzündungshemmende Medikamente evtl. mit anderen Schmerzmittel, bis hin zu Morphinen, kombinieren.

Muß ein operativer Weg eingeschlagen werden, dann sollte die Operation nur von einem Spezialisten durchgeführt werden.

Solche Operationen sind risikoreich und nicht immer von Erfolg gekrönt.

 

Es ist dann von entscheidender Wichtigkeit, welche Ursache die Beschwerden hervorruft, Kompressionschmerz oder bewegungsbedingter Schmerz. Im ersteren Fall,also durch Kompression bedingte Probleme, versucht man operativ den Druck auf das Rückenmark zu vermindern, im zweiten Fall führt die operative Versteifung zur Blockade der schmerzhaften Bewegungen.Dies wird durch Osteosynthese, also metallische Schrauben, Drähte usw erreicht.

All diese Therapien sind auch untereinander kombinierbar und setzen eine gute Kooperation zwischen Hundebesitzer und Operateur bzw Tierarzt voraus.

 

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