Pankreatitis

Die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) liegt wie ein umgedrehtes „V“ im Bauchraum und ist bei einer Dogge etwa 30 cm lang. Die Oberfläche des blassrosanen Organs ist lappen- und knotenförmig.Am Pankreascorpus(-körper) sind ein rechter und linker Lobus(Lappen) angelagert.Der von der Bauchspeicheldrüse produzierte Pankreassaft gelangt über einen sich verzweigenden Gang meist durch zwei Ausführungsgänge in den Zwölffingerdarm (Duodenum)An der Mündung dieser Gänge findet man eine Ringmuskelschicht, die das Zurücklaufen des aktivierten Saftes verhindert.Dieser Drüsenanteil, der diese Säfte produziert hat das wesentlich größere Volumen.Hier werden Enzyme produziert, die Lipide (Fette), Kohlehydrate (Zucker) und Eiweiße spalten können, erst im Dünndarm werden diese inaktiven Enzyme aktiviert.

Der kleinere Drüsenanteil (1-2%) besteht aus den Langerhansschen Inseln von je 0,5 mm Größe. Diese produzieren das Insulin und Glucagon, welche über die Blutbahn an den Körper abgegeben werden. Insulin ist ein lebenswichtiges Hormon, das als Einziges die Glukosekonzentration im Blut senken kann. Glucagon wird nicht unbedingt Jeder kennen, es ist der Gegenspieler von Insulin und dient zur Erhöhung des Blutzuckerspiegels.Diese beiden Hormone regulieren den Glukosegehalt im Blut,allerdings können Cortisol, Adrenalin und die Schilddrüsenhormone auch den Glucosegehalt steigern.

Bei kohlehydratreicher Nahrung wird Insulin ins Blut ausgeschüttet und besonders die Leber- und Muskelzellen können dieses in Form von Glykogen speichern oder in Energie umwandeln.In der Bauchspeicheldrüse wird wie oben schon erwähnt das Insulinmolekül in bestimmten Zellen der Langerhansschen Inseln stabil gespeichert und zwar durch Anbindung an Zink-ionen. Nur zur Info die heutigen Insulinpräparate unterscheiden sich ja in schnellwirksame und langsamwirksame.Dies wird durch die unterschiedlich Zinkkonzentration erreicht (Viel Zink = länger Anhaltende Wirkung = langsamer Abbau)Insulin ist nur durch Injektionen wirksam, oral wird es zerstört und damit unwirksam.

Nimmt der Hund nun Nahrung auf, steigt der Blutzuckerspiegel was eine direkte Insulinausschüttung bewirkt (auch andere Stoffe können darauf Einfluss nehmen) Das Glycosemolekül setzt einen sehr komplexen Steuerungsmechanismus in Gang, der dazu führt, dass zunächst die angelegten Insulindepots geleert werden und zwar über einen Zeitraum von etwa 10 Minuten; anschliessend erfolgt eine kontinuierliche Ausschüttung bis die Hyperglykämie (erhöhter Blutzuckerspiegel)   )  beendet ist. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass die biologische Halbwertzeit bei 5 Minuten liegt und somit eine sehr rasche Zuckerstoffwechselsteuerung bei einem gesunden Organismus möglich ist.

Um es nochmal zu verdeutlichen: Vereinfacht ausgedrückt senkt Insulin den Zuckerspiegel, während Glucagon (z.B. auch Adrenalin und Cortisol) ihn anhebt.

Nun wollen wir uns aber den Erkrankungen dieses Organes zuwenden.

Da wäre zunächst die PANKREATITIS, die Bauchspeicheldrüsenentzündung. Wir erinnern uns: Das Pankreas produziert hauptsächlich Verdauungssäfte (etwa 1- 1,5 Liter/Tag) zur Aufspaltung von Kohlehydraten, Eiweißen und Fetten, die im Zwölffingerdarm zu dem Nahrungsbrei gelangen. Die Spaltprodukte können  dann von der Darmwand leichter aufgenommen werden.Diese Verdauungssäfte werden erst im Zwölffingerdarm aktiviert um ein Selbstverdauung auszuschliessen.Und genau das ist die Ursache für eine Pankreatitis, nämlich die Selbstverdaunung diese Drüse.

Es werden zwei Formen einer Pankreatitis beschrieben: die „akute Pankreatitis" und die „chronisch-rezidivierende“(wiederkehrende)Pankreatitis

Bei der akuten Pankreatitis werden die Verdauungsenzyme (Trypsinogen und Phospholipase A) zu früh aktiviert und beginnen die Bauchspeicheldrüse von innen her zu verdauen.Bei der milderen Form kommt es zu Anschwellungen und Ödemen.Bei der schweren, nekrotisierenden Form stirbt das Gewebe ab und auch umliegendes Gewebe kann geschädigt werden Das dies zu einem lebensbedrohlichen Zustand führt, dürfte Jedem klar sein.

Bei der chronischen Pankreatitis kommt es immer wieder zu neuen Schüben, ähnlich der akuten Erkrankung mit gewebeverändernden Auswirkungen. Häufig heilen die schwachen Formen ohne Komplikationen aus, können aber jederzeit in die gravierenden ,zerstörerische“ Formen umschlagen.Eigentliche Ursachen lassen sich meist nicht feststellen, was dann der Tierarzt  als ideopathische Pankreatitis bezeichnet, Begünstigende Faktoren sind : fettes Futter, Unfälle,bestimmte Medikamente, Leberentzündungen oder chron.Darmentzündungen

Klinisch  macht sich die akuten Pankreatitis durch Apetitlosigkeit( Anorexie), Erbrechen (Vormitus) Durchfall (Diarrhoe) und heftige Schmerzen bemerkbar.Oft sind die Tiere apathisch.In schweren Fällen kann es zum Schock kommen, auch massive Wassereinlagerunge in der Lunge (Lungenödem , nicht vom Herz ausgelöst) führen zu Atemnot. Die Folgen von Entzündungsschüben sind häufig  Gewebeveränderungen durch Vereiterungen und anschliessendem Narbengewebe mit Verklebungen.Dieses Gewebe ist natürlich nicht mehr im Stande seine Aufgaben zu erfüllen, so dass es zu einer Pankreasinsuffizienz kommt, mit all ihren Folgen.

Die Diagnose „Pankreatitis“ ist auf Grund ihrer unspezifischen Beschwerden nicht immer leicht zu stellen.Röntgenaufnahmen zeigen keine eindeutigen Befunde, können aber Hinweise geben, dies trifft auch auf die Ultraschalluntersuchung zu. Verminderung des Ultraschallechos oder verstärkte Durchblutung im Dopplersonogramm sind „verdächtig“ Selbst Laboruntersuchung führen nicht sicher zum Ergebnis.Die früher typischen 3 fachen Werteerhöhungen  von Lipase und  α-Amylase sind auch zu unspezifisch.Die Trypsin-like Immunreaktivität (Serum-TLI) ist da schon aussagekräftiger Die zuverlässigste Methode ist zur Zeit ein Labortest, der  die Lipase, die in bestimmten Pankreaszellen produziert wird, nachweist, der Spec- cPL Test (canine Pankreasspezifische Lipase) Eine sichere Diagnose kann nur durch eine Laparaskopie (Bauchspiegelung) evtl mit Gewebeentnahme oder manchmal leider nur  im Sinne einer Obduktion gestellt werden.

Therapeutisch muß zunächst der Schweregrad festgestellt werden. Als wichtigste Maßnahme ist für genügend Flüssigkeit zu sorgen,auch Elektrolyte sollten zugeführt werden; dann strikte Nahrungskarenz, die aber nachdem es zu einem Stillstand des Erbrechens kommt, durch vorsichtiges Anfüttern, wieder aufgehoben werden sollte. Dann ist an kohlehydratreiche, aber eiweiß- und fettarme Kost zu denken. In gravierenden Fällen bleibt nur die parenterale(künstliche) Ernährung übrig. Ganz wichtig massive Schmerzlinderung durch Morphiumpräparate (keine nichtsteroidalen Antiphlogistika), denn wer einmal eine Pankreatitis selbst gehabt hat, weiß was Schmerzen sind und unsere Tieren zeigen es nicht immer so deutlich.Also auf einem Schmerzmittel bestehen! Man sieht also so richtige umfassende Hilfe ist nicht möglich, selbst wenn man einen schrägen Blick auf die Humanmedizin wirft, wird das Hilfespektrum auch nicht grösser.

Als Folge dieser Entzündungen kommt es  zu einem Rückgang (Atrophie) des Drüsengewebes, vor allem der Azinuszellen (die heißen halt so) und damit zu einer exogen Insuffizienz  des Pankreas. Bei einer Zerstörung von annähernd 90 % des Gewebes kommt es im Laufe der Zeit zu Durchfällen und Fettstühlen (Steatorrhoe), die sehr umfangreich sind und weniger wässrig. Die Nahrung wird nicht mehr richtig aufgespalten und der Darm kann diese groben und großen Bestandteile nicht mehr aufnehmen. Es kommt somit zu Mangelerscheinungen, die oft auch einen Gewichtsverlust zur Folge haben. Nicht zu vergessen, es kann ein sekundärer Diabetes mellitus ausgelöst werden. Diese exogene Pankreasinsuffizienz  kann allerdings auch durch genetisch veränderte Azinuszellen auftreten, vor allem beim Deutschen Schäferhund und Collie (Westmark 2001)(Moeller 2002)Auch Tumore können eine Rolle spielen.

Die Therapie besteht im Verfüttern von Pankreasextrakt, z.B.rohes bzw. getrocknetes Schweine- oder Rinderpankreas, dieses Enzympulver wird zu jeder Fütterung beigemischt. Rohes zerkleinertes Pankreas kann tiefgefroren bis zu 6 Monate ohne Enzyverlust aufbewahrt werden.Da manche Hunde zu Mundgeschwüren und Mundblutungen neigen, sollte man nach Stabilisierung des Krankheitszustandes die Dosis reduzieren. Sehr häufig wird auch darauf hingewiesen, dass viele Hunde auch an Cobalaminmangel(Vitamin B12) leiden(man hat dies vor allem bei Katzen gesehen), den müßte man dann auch beheben.Leider ist eine orale Gabe nicht sinnvoll, es muß i.m. gespritzt werden und diese Injektion ist auch noch schmerzhaft !Also Serumspiegel bestimmen und dann alle 3-6 Monate Injektionen verabreichen.Es gibt noch weitere therapeutische Feinheiten, die allerdings individuell mit dem Tierarzt abgesprochen werden müssen.

Die Prognose der verheilten Pankreatitis mit anschliessender exogenen Insuffizienz ist positiv zu sehen.Die Hunde sind mit ihrem Diätfutter und Enzympräparat leistungsfähig und symptomlos (ohne Krankheitszeichen)

W.Kirst