Spondylose und Spondylarthrose der Wirbelsäule

 

„Mein Hund hat Wirbelsäule“

Die Spondylose ist eine Veränderung an den Wirbelkörpern, die wiederum zu einer Veränderung des Zwischenwirbelraumes führt. Im Grunde handelt es sich eigentlich um eine Beschreibung der im Röntgenbild sichtbaren Veränderungen, denn nur dort sind sie erkennbar.

Diese knöcherne Veränderungen an den Wirbeln , egal ob dies Wulste, Ausziehungen oder Spangen sind, werden als Spondylose bezeichnet. Die Spondylose an sich ist nicht vererbbar, höchstens die individuelle Disposition, also das schlechte "Baumaterial" (z.B.Knorpel Knochen,lockere Bänder usw.) Weiterhin sind Belastungsfaktoren von aussen nicht von der Hand zu weisen, zu frühe übermässige Belastung während des Wachstumes, extremes Aufrichten des Hundes, Übergewicht.

 

Die Wirbelsäule eines Hundes besteht aus 7 Hals-, 13 Brust-, 7 Lenden- und 3 Kreuzwirbel (Die 3 Kreuzwirbel sind zum Kreuzbein zusammengewachsen) und einer variablesn Zahl an Schwanzwirbeln.

Die Wirbel sehen aus wie aneinandergereihte kleine Dosen und dazwischen liegen die Bandscheiben als elastischer Puffer.Das Ganze ist umkleidet von einem derben Schlauch aus Bändern.Nun stelle man sich vor, von jedem Wirbel geht zum nächsten ein gespanntes Gummiband(Muskel),auch vom 1. Wirbel zum 3. und das immer so fort.

Die Bandscheibe besteht aus einem weichen, sehr wasserhaltigen Kern in der Mitte und dieser wird von derben Sehnenfasern ringförmig ummantelt.Das Wasser des Kerns wird im Laufe des Tages unter Belastung ausgepresst und in Ruhe wieder langsam aufgefüllt.(Daher ist man abends meist 2-3 cm kleiner als Morgens). Nun trocknet die Bandscheibe durch Alterungsprozesse und anderen Faktoren langsam aus, der Abstand von Wirbel zu Wirbel wird geringer, die gespannten Gummibänder werden locker und verlieren also ihre Grundspannung. Dadurch wird dem Muskel die Möglichkeit sich anzuspannen genommen und die Wirbelsäule wird instabil. (Diesen Muskelspannungsverlust kann man sehr schön an seinem Handgelenk ausprobieren: Laßt mal Euer Handgelenk rechtwinklig nach unten hängen und versucht mal eine Faust zu machen und haltet dann einen Gegenstand fest!)

Vor dieser Instabilität versucht sich nun der Wirbel zu „retten“, indem er die Auflageflächen oben und unten zu den benachbarten Wirbeln vergrößert, also Knochenkanten (Spondylophyten) anbaut und somit die ehemals elasischen Bänder verkalkt. Wenn dieser Prozess sehr schnell an ungefährlicher und unwichtiger Stelle abläuft, wird der Wirbelabschnitt zwar durch Knochenspangen steif,aber er tut auch nicht mehr weh. Diese Knochenspangen sehen auf dem Röntgenbild wie Papageienschnäbel aus. Warum haben nun manche Hunde Schmerzen und andere widerum nicht ? Das hängt mit dem Stadium der Verknöcherung zusammen und davon, wo diese Verknöcherung liegt.Im Anfangsstadium kommt es gehäuft an den noch nicht versteiften Wirbeln zu lokalen Entzündungen, diese führen zu Muskelverkrampfungen und Schmerzen.

Brust- und Lendenwirbelsäule von der linken Seite gesehen mit und ohne Spondylosen wie auch Spondylarthrosen

Wachsen diese Knochenanlagerungen z.B. Richtung Rückenmarkskanal oder Nervenaustrittslöcher wird die Sache kritisch: Anfänglich treten Probleme beim Treppengehen oder Hoch- und Anspringen auf (Bei uns wäre das mit verstärkter Hohlkreuzhaltung vergleichbar) später können Schwäche mit Lähmungen auftreten, die Hinterläufe werden nicht mehr richtig aufgesetzt,das Gangbild verändert sich, die Kraft ist deutlich vermindert und der Hund schreit, manchmal bei abrupten Bewegungen oder auch beim Absetzen von Kot und Harn, auf. Aus einer eigentlich knöchernen orthopädischen Erkrankung ist eine neurologische Erkrankung geworden mit einer auffälligen Steifheit der Wirbelsäule.



Meist ist eine Therapie nicht erforderlich, allerdings sollte die Wirbelsäule geschont werden, Beim Treppenlaufen nur das Notwendige, das Rein- und Rausspringen aus dem Auto vermeiden, evtl eine Rampe benutzen, beim Toben mit anderen Hunden achtgeben, den Rücken nicht unnötig beklopfen, Nässe und Kälte meiden. Da der Auslöser für diese Schmerzattacken alles Erdenkliche sein kann, neigt man gerne dazu, diese Hunde in Watte zu packen. Ein Schonen ist jedoch nur so lange sinnvoll, wie starke Schmerzen vorhanden sind. Jedes zu lange Schonen führt zu einer Reduktion der Muskulatur und damit zum Stabilitätsverlust der Wirbelsäule und so schließt sich ein Teufelskreis. Daher lieber mal wenn’s vertragen wird, bei Schmerz-und Entzündungsschüben einen sinnvollen Medikamentencocktail,z.B. Cortison, Analgetika, als unterschwellig Schmerzen ! Langfristige Behandlungen findet man in moderater Bewegungs-therapie auf weichem Boden, warmer Umgebungstemperatur, idealerweise im warmen Wasser (Laufband). Eine tierärztlich kontrollierte homöopathische “Begleittherapie” ist auch möglich. Man muß sich nur im Klaren sein, dass keine dieser Therapien einen Abbau der knöchernen Strukturen bewirkt. Bei neurologischen Ausfällen ist unbedingt ein auf diesem Gebiet versierter Tierarzt in die Behandlung einzubinden.


Was ist nun eine Spondylarthrose? Im Prinzip eigentlich ebenfalls nichts anderes als ein Verschleiß, nur betrifft er die Wirbelgelenke. Diese können sich ebenfalls entzünden und knöchern verbreitern und sehen dann wie ausgewalzt aus. Die Wirbelgelenke sind genauso aufgebaut wie die anderen Gelenke in unserem Körper: Auf der knöchernen Unterlage befindet sich ein prallelastischer Knorpelbelag. Dieser ist anfänglich weiß und spiegelblank und wird mit zunehmendem Alter und Verbrauch gelblich, hart und rauh. In den geschädigten Gelenke schleifen sich die Knorpelflächen ab und es reibt Knochen auf Knochen. Da diese Gelenke auch mit einer Gelenkkapsel umgeben sind, kommt es zu Gelenkergüssen (natürlich nicht so heftig wie z.B. am Knie). Dies führt wiederum zu Reizungen und vor allem zu Schmerzen an der betroffenen Stelle. Durch das stetige Reiben werden Entzündungen ausgelöst und die Belastungsflächen der Gelenke verbreitern sich allmählich. Diese Knochennasen können an den daran dicht vorbeilaufenden Nerven zu Beschwerden führen, die sich dann in Form von Nervenschmerzen weiterleiten. Man nennt dies auch „Facettensyndrom“ (Gelenkfacette). Leider ist es schwierig beide Krankheitserscheinungen (Spondylarthrose und Spondylose) sicher voneinander abzugrenzen. Zunächst wird der Hund eingehend untersucht und ein Röntgenbild anfertigt. Bei sehr hartnäckigen Beschwerden, evtl auch mit ischiasähnlichen Erscheinungen ist ein CT indiziert.Dieses wird dann manchmal auch zur Therapie genutzt: Man spritzt unter CT- Kontrolle Cortison und ein lokales Betäubungsmittel in das Wirbelgelenk. Bei einem Facettensyndrom ist der Schmerz in wenigen Sekunden verschwunden (fragt sich nur wie lange!), bei einer Spondylose leider nicht. Nun kann man diese Gelenknerven (nur diese Nerven) durch elektr. Verkochen zerstören. Dazu benutzt man spezielle Injektionsnadeln, die nach der Injektion liegen bleiben.Sollte es zu dieser erfreulichen sofortigen Schmerzlinderung kommen, wird dann diese Nadel zur Stromübertragung benutzt. Eine weitere Option ist die operative Versteifung dieses Wirbelsäulenabschnittes.Die konservative Behandlung der Spondylarthrose ist mit der Behandlung der Spondylose identisch