Erfahrungsbericht DCM

Tesschen – Comtesse Domain de Zauberwald, geb. 27.08.1997- gest. im Juli 1998, gefleckte Hündin, Züchter: Hilde Kirst, 66538 Neunkirchen.

 

Tesschen, wie sie von mir nur liebevoll genannt wurde, war etwas ganz Besonderes. Von klein an, also von der ersten Lebensminute, war sie eine unheimlich sanfte, liebe Hündin.              

Das zeigte sich auch in den Welpenstunden, wo sie eher ruhig und liebevoll mit ihren Mitwelpen spielte, niemals wurde sie zickig oder wild - immer einfach nur lieb!

Auch vom Äußeren her erschien sie mir perfekt, wobei ich da nie wirklich objektiv sein werde, alle meine Hunde erscheinen mir bildhübsch. Sie war sehr leicht zu erziehen, niemals hat sie mich durch die Landschaft gezerrt, nie eine Streitigkeit angezettelt und auch im Rudel war sie eine lustige kleine Maus, die nie aufmuckte. Schon bald fiel mir auf, dass sie oft schnell müde wurde, was ich aber auf den damals sehr heißen

Sommer zurückgeführt habe. Ich sehe sie heute noch unter ihrem Lieblingsbaum im Garten stillvergnügt liegen und fast verträumt Krabbeltiere beobachten. Nachts lag mein kleiner Sonnenschein immer an

meinen Füßen und machte sich ganz klein, um nur ja nicht zu stören.

Dann kam der Tag, an dem ich einfach mit allem aufhören wollte. Es war heiß, Tesschen spielte mit den anderen draußen im Garten, und ich machte der Familie etwas zum Mittagessen, als ich plötzlich einen unbeschreiblichen Aufschrei aus dem Flur zum Hof hörte. Ich kann mich noch heute an das grausame Gefühl erinnern, was mich sofort beschlich. Mein Sohn und ich rasten in den Flur und sahen Tesschen mit weit aufgerissenen Augen, mühsam nach Luft ringend am Boden liegen, sie wimmerte jetzt nur noch leise vor sich hin. Ich war wie erstarrt, doch mein Sohn schrie nach Papa, der auch sofort kam und beide begannen mit einer Herzdruckmassage und Mund-zu-Mund-Beatmung. Ich kann nicht mehr sagen, wie lange es gedauert hat bis mein Mann mit Tränen in den Augen aufhörte, still meinen Sohn vom Hund wegschob und den Kopf schüttelte. Ich weiß, ich habe geschrien, laut und unkontrolliert, es war ein Gefühl, als hätte mir jemand alles zusammen gepresst. In meinem ganzen bisherigen Leben, habe ich nie eine solche Verzweiflung und absolute Hilflosigkeit gespürt, wie in diesem unfassbaren Augenblick. 10 Minuten vorher hatte ich sie noch in ihrer verspielten Art an den Gänseblumen riechen sehen und jetzt lag sie mucksmäuschenstill im Gang und sollte für immer nicht mehr bei mir sein - sie war doch gerade 11 Monate alt, ein Sonnenschein- mein Sonnenschein!

Ich wollte nichts mehr, ich war auch nicht mehr zu beruhigen, wollte keinen Hund mehr sehen, vor allem keine Dogge, wollte nicht arbeiten, ich konnte nur noch weinen, aber auch die Tränen haben keine Erleichterung bringen können, kein Verstehen und Begreifen. Die Fassungslosigkeit kann ich heute noch spüren.

Ich habe zuerst keine Gedanken mehr fassen können, nichts verstehen können, erst langsam kam das Grübeln, die Zweifel und die Überlegungen - was habe ich falsch gemacht? Was hätte ich untersuchen lassen können, warum war es mir nicht mehr aufgefallen, diese Müdigkeit des kleinen Mädchens? Dann die nächsten Zweifel, warum hab ich sie nicht obduzieren lassen. Ich konnte nicht, konnte das schöne kleine Mädelchen mir einfach nicht vorstellen auf einem kalten Tisch, ohne Leben, aufgeschnitten. Heute meine ich, es wäre ein Schritt in die richtige Richtung gewesen, aber ob ich es heute machen könnte? Vielleicht hätte es das Leben von ihrem Bruder Kalle gerettet, wären wir aufmerksam geworden auf das Schreckgespenst DCM?

Der einzige positive Entschluss war: Ich würde meine Zucht sofort beenden. Kalles Tod (Calif Domaine de Zauberwald) hat mir gezeigt, dass dieser Schritt der Richtige war. Auch er starb, aus dem Schlaf heraus, mit einem grauenvollen Aufschrei. Er war damals fast 4 Jahre alt.

Ich hatte alle Welpenkäufer von diesem Wurf über die Ereignisse in Kenntnis gesetzt. Leider wurde trotzdem mit einigen Hunden weitergezüchtet - sie waren schön, ja, aber sie haben das Schreckgespenst DCM weitervererbt! Schweren Herzens konnte ich weiterverfolgen und begreifen, was unsere Hunde getötet hat, bei den Nachkommen einiger dieser Zuchthunde wurde DCM nachgewiesen.

Mein kleiner Trost, ich habe richtig reagiert, ich werde nie vergessen und mich immer für die Gesundheit unserer Doggen einsetzten, indem ich versuche ein kleines bisschen aufzuklären, auch wenn es immer noch verdammt weh tut.